Seit Jahren engagiert sich Franz Grandits für Menschen in Afrika. Ein Leben ohne das von ihm ins Leben gerufene Projekt kann sich der Stinatzer nicht mehr vorstellen.
„Jeden Abend besprechen wir im Team, wo wir Hand anlegen werden“, sagt Franz Grandits, der sich seit 26 Jahren für die Menschen in Burkina Faso einsetzt.
Über 300 Projekte hat er in dieser Zeit mit dem von ihm gegründeten Verein „Hilfe direkt“ umgesetzt. Stolz blickt er heute auf sein Lebenswerk zurück.
Tropfen auf heiße Steine
„Die soziale Ader habe ich von meinem Vater geerbt“, erzählt Franz Grandits. „Und der Herrgott wollte, dass ich mich so wie er für Arme und Bedürftige einsetze.“ Bereits im Jugoslawienkrieg in den 90er Jahren brachte er mehrere Flüchtlingsfamilien in seinem Haus unter. Nach seiner Pensionierung wollte er sich weiterhin für Menschen in Not einsetzen. Ein Aufenthalt in Burkina Faso im Jahr 1996 und die Erlebnisse dort veränderten sein Leben. 56 Mal reiste er bisher dorthin. Bis zu drei Wochen bleibt er im Schnitt im Land.
„Ein aufrichtiges Land“
Burkina Faso ist ein Binnenstaat und heißt übersetzt „Land der aufrichtigen Menschen“. Gelegen in der Sahelzone, leben hier über 20 Mio. Menschen. Im Jahr 1960 erklärte es seine Unabhängigkeit von Frankreich. Regiert wird es seit einem Putsch im Jahr 2022 von einer Militärregierung. Sowohl das Gesundheits- als auch das Bildungssystem sind stark unterentwickelt und mit europäischen Standards nicht zu vergleichen. Fast die Hälfte der Bevölkerung in Burkina Faso lebt heute unter der Armutsgrenze. Rund 41 Prozent der Bevölkerung sind Analphabeten, was weltweit die höchste Zahl ist. Hauptstadt ist Ouagadougou.
Zwischen zwei Welten
Aus dem Burgenland koordiniert Franz Grandits – nach Absprache mit seinem Team – jedes Projekt in Afrika. Dafür arbeitet er oft mehrere Stunden am Tag. So telefoniert er regelmäßig mit Benjamin, seine rechte Hand vor Ort und Mitglied des Vereins „Hilfe direkt“; besucht Schulen, Altersheime, Firmen.
Auch folgt er dem Ruf privater Einladungen; sammelt Spendengelder, berichtet über seine Erlebnisse. Was er im Gespräch bedauert, ist die nach wie vor geringe Unterstützung seiner Organisation durch die öffentliche Hand. Diese könnte viel stärker sein, findet Grandits.
Von Geburtenstationen bis Schulen
Über 53 Schulen, vier Heime für Mädchen, die vor der Zwangsverheiratung flüchteten, vier Waisenhäuser, und ein Spital, das mit einer Geburtenstation, Zahnstation, allgemein medizinische Station und einem Labor ausgestattet ist. Die Schulen werden tagtäglich von über 18.000 SchülerInnen besucht. In der Tischlerei, Schlosserei und in Schneidereien werden Lehrlinge ausgebildet. „Dieses Jahr haben wieder 25 Mädchen eine Lehre in der Schneiderei abgeschlossen und jedes Mädchen hat zum Abschluss eine Nähmaschine bekommen“, strahlt Grandits. Viele von ihnen machen sich nach der Ausbildung selbständig und können mit ihrem Einkommen ihre Familien unterstützen.
Wasser aus der Tiefe
Aber nicht nur Schulen und Spitäler – auch sauberes Trinkwasser ist in Burkina Faso keine Selbstverständlichkeit. Denn oft liegt eine Quelle mehrere Stunden Fußweg vom Wohnort entfernt, was besonders für viele Frauen angesichts hoher Temperaturen schwer zu bewältigen ist. Deswegen lässt ,,Hilfe direkt“ immer wieder Brunnen graben – bis heute sind über 120 entstanden, um die Menschen mit Wasser zu versorgen. Zeitraubend und teuer ist die Suche nach Quellen, erzählt Grandits, da diese in bis zu 100 Meter Tiefe liegen. Die Erleichterung ist daher groß, wenn nach einer erfolgreichen Bohrung das Wasser aus dem Boden sprudelt.
Hilfe zur Selbsthilfe
Doch wie sieht die aktuelle Situation derzeit in Burkina Faso aus, wollen wir von ihm wissen. Der Hunger sei nach wie vor groß – vor allem unter den Flüchtlingen. Seit dem Jahr 2015 vertreiben Terroristen die Leute aus dem nördlichen Teil des Landes in Richtung Süden. Hunderttausende von ihnen befinden sich im Wirkungsbereich von „Hilfe direkt“ rund um die Kleinstadt Kongoussi, die etwa 100 Kilometer nördlich der Hauptstadt liegt, sagt Franz Grandits: „Wir unterstützen die Flüchtlinge mit Nahrungsmitteln und versorgen über 400 Straßenkinder drei Mal wöchentlich mit einem warmen Essen.“ Inzwischen hat unter anderem das Militär die Terroristen aus einigen Dörfer in der Umgebung von Kongoussi vertrieben, sodass die Familien dorthin wieder zurückkehren können. Für sie wurden Saatgut und Lebensmittel besorgt und Brunnen errichtet.
Erinnerungen in Stinatz
Von den vielen Projekten sowie weiteren Erlebnissen erzählt auch das kleine Museum in Stinatz, das sich in einer ehemaligen Werkstatt befindet. Hier sind auch die Auszeichnungen zu sehen, die der Burgenländer für sein unermüdliches Engagement erhalten hat: so zum Beispiel von der Regierung in Burkina Faso, vom österreichischen Innenministerium, vom Papst in Rom oder von der Diözese Eisenstadt. Nicht nur diese Auszeichnungen – auch seine Familie sei für ihn eine große Stütze, die ihn immer wieder aufbaut und motiviert, erzählt er. Auch die wachsende Zahl an Spendern spornt ihn an.
Ans Herz gewachsen
Für Franz Grandits sei es etwas unglaublich Schönes, der Bevölkerung in Burkina Faso zu helfen und sie zu unterstützen. Das sei ihm bisher gut gelungen. Sie und seine Wahlheimat seien ihm daher sehr ans Herz gewachsen. „Ich höre nicht auf“, gibt der pensionierte Tischler zu, obwohl es für ihn immer schwieriger werde, nach Afrika zu reisen. „Bis ich 100 bin, möchte ich für Burkina Faso arbeiten“, sagt er. „Jedenfalls solange, wie mich der Liebe Gott lässt.“
HILFE DIREKT
FRANZ GRANDITS
Hauptstraße 14, 7552 Stinatz
Tel.: +43 3358 2449
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Fotos: Hilfe direkt / Toni Jandrisits