Zu kurz gedacht, wer bei dieser Überschrift nur an das nahende Weihnachtsfest denkt. Aber mit Weihnachten ist es so eine Sache. Manche sind zu Weihnachten ausgelaugt, weil der Advent, die Weihnachtsmärkte, der Stress, das Einkaufen und Konsumieren ausgelaugt haben. Andere fühlen zu Weihnachten die Leere, sie sind allein, vergessen, auf sich geworfen. Wieder andere haben auf Gott vergessen und sie vergessen, dass dieses Fest mit Gott und seiner Menschwerdung zu tun hat. Es ist immer noch das Christfest, an dem die Geburt Jesu in Bethlehem gefeiert und geglaubt und vertraut wird, dass dieser menschgewordene Gott nicht ferne von uns, sondern mit uns ist.
Das besinnlichste, das friedlichste, das schönste Fest, das Fest der Liebe, das Fest der Familie, die tollsten Kindheitserinnerungen überfordern dieses Fest. Denn Weihnachten wird für viele Menschen zum Elend, zur Armutsfalle und viele fürchten sich vor Weihnachten. Das Fest wird zur Falle, wenn sich alle Erwartungen auf dieses Fest konzentrieren, nicht eingelöst werden können und nicht wirklich wird, was längst verdrängt und vergessen wurde. Ein Festmahl feiern, miteinander reden und beten, singen, alte Spiele hervorholen, Freude gebären, aufeinander zugehen und füreinander Zeit haben, staunen, nicht nörgeln und dankbar sein. Die Weihnacht ist still, sie schreit und poltert nicht – auch der Advent tut es eigentlich nicht – und so wird sie für zu viele zur unerträglichen Zeit, zur Leere. Denn die Stille offenbart den Menschen, manchmal macht sie sogar den Menschen.
Der früh verstorbene, Priester, Literat, Mönch, Mystiker, Gottsucher und Gottzweifler und Freund Martin Gutl hat den alten Psalm 126 weitergeschrieben und im Angesicht seiner eigenen Menschwerdung im Tod, formuliert:
„Wenn Gott uns heimführt aus den Tagen der Wanderschaft,
uns heimbringt aus der Dämmerung in sein beglückendes Licht,
das wird ein Fest sein!
Da wird unser Staunen von neuem beginnen.
Wir werden Lieder singen, Lieder, die Welt und Geschichte umfassen.
Wir werden singen, tanzen und fröhlich sein: denn Er führt uns heim:
aus dem Hasten in den Frieden, aus der Armut in die Fülle.
Wenn Gott uns heimbringt aus den engen Räumen, das wird ein Fest sein!
Und die Zweifler werden bekennen: Wahrhaftig, ihr Gott tut Wunder!
Er macht die Nacht zum hellen Tag; Er lässt die Wüste blühen!
Wenn Gott uns heimbringt aus den schlaflosen Nächten, aus dem fruchtlosen Reden,
aus den verlorenen Stunden, aus der Jagd nach Geld,
aus der Angst vor dem Tod, aus Kampf und aus Gier,
wenn Gott uns heimbringt, das wird ein Fest sein!
Dann wird er lösen die Finger der Faust,
die Fesseln, mit denen wir uns die Freiheit beraubten.
Keine Grenze zieht er uns mehr.
Wer liebt, wird ewig lieben!
Es werden verstummen, die Gott Vorwürfe machten.
Wir werden schauen, ohne je an ein Ende zu kommen.
Wenn Gott uns heimbringt aus den Tagen der Wanderschaft,
das wird ein Fest sein.
Ein Fest ohne Ende!“
Das ist Weihnachten: Gottes Menschwerdung für uns und unsere Menschwerdung in Gott. Das ist Advent: Gott wartet auf uns und wir sehnen uns nach Gott. Diese Zeiten sind keine schleichenden Kalendertage im Jahreslauf, Advent und Weihnacht, das ist unser Leben.
Foto: Pixabay