2. Sonntag im Jahreskreis
Von Paten und Vorläufern
Schriftstelle
erstes Buch Sámuel 3, 7
Sámuel kannte den Herrn noch nicht und das Wort des Herrn war ihm noch nicht offenbart worden.
Johannesevangelium 1, 36-39a.40-42a
Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes!
Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus.
Jesus aber wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, sagte er zu ihnen: Was sucht ihr? Sie sagten zu ihm: Rabbi – das heißt übersetzt: Meister —, wo wohnst du? Er sagte zu ihnen: Kommt und seht!
Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer der beiden, die das Wort des Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren. Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: Wir haben den Messias gefunden – das heißt übersetzt: Christus – der Gesalbte. Er führte ihn zu Jesus.
Impuls
Die Lesungen dieses Sonntags am Beginn der Zeit im Jahreskreis erzählen uns von Liebesgeschichten. Denn wie anders ist das zu interpretieren, was sich hier ereignet? Menschen kommen in Berührung mit Gottes Wort – und das hat unumkehrbare Auswirkung auf deren weiteres Leben.
Sowohl der Prophet Sámuel als auch die ersten Jünger Jesu kommen in Berührung mit der Lebenswirklichkeit Gottes. Von einem Moment auf den anderen sieht ihr Leben anders aus als bisher.
Weil sie sich berühren lassen. Weil sie den Mut haben nachzufragen und zu sehen.
Doch noch etwas ist ganz entscheidend:
Es gibt so etwas wie eine Hinführung. Eine Sensibilisierung. Eine Patenschaft.
Denn die Wirklichkeit Gottes bricht in das menschliche Leben herein - manchmal völlig überraschend, doch zugleich zart und unaufdringlich. Das Wort Gottes kann auch leicht überhört werden…
Da braucht es erfahrene Menschen, die vorangehen: Ihr Dienst besteht darin, dass sie die „Neuen“ mitnehmen und auf die ungewohnte Wirklichkeit hinweisen; dass sie Sehhilfe leisten, quasi einen Patendienst übernehmen.
Johannes der Täufer wird der „Vorläufer“ genannt. Zu Recht.
Denn er hat seine Jünger vorbereitet auf den Eigentlichen, der da kommen soll. Und dann tritt er uneigennützig zurück, als der Messias tatsächlich erscheint.
Nur so kann die Lebens- und Liebesgeschichte Gottes mit den Menschen weitergehen: Jene, die IHN erfahren haben, führen andere zu IHM – und treten zurück, binden die „Neuen“ nicht an sich selbst, sondern sind zufrieden, wenn ein „Neuer“ seine eigene Beziehung zu Gott aufbauen konnte.
So hat Eli, der Lehrer des Samuel, agiert; so hat Johannes der Täufer gehandelt. So wurden sie zu „Paten“, zu Vorläufern. Damit die Geschichte Gottes mit den Menschen weitergehen kann.
© nikfai