Würde
anrührend berührend
Schriftstelle
Markusevangelium 1, 30-31
Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett. Sie sprachen sogleich mit Jesus über sie und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Da wich das Fieber von ihr und sie diente ihnen.
Impuls
Diese kurze Stelle im Evangelium ist nicht nur deshalb bedeutsam, weil sie explizit aussagt, dass Petrus, der Apostelfürst, eine Ehefrau hatte (…denn sonst hätte er keine Schwiegermutter gehabt…!)
Diese Stelle rührt mich immer wieder von neuem an. Warum?
Ich lese aus ihr heraus, was es mit Krankheit auf sich hat – und was es im Vergleich dazu mit Heilung auf sich hat:
Vorweg:
Es geht mir NICHT darum, einen biblischen Beleg dafür zu finden, dass die „Frau“ die Haushaltsarbeit zu verrichten hat. Es geht mir nicht um eine Rollenzuschreibung für Frau bzw. Mann.
Sondern darum geht es:
Im Kontext der damaligen Zeit – im Orient, wo die Gastfreundschaft ganz, ganz hoch geschätzt und gepflegt wurde! – kam der „Schwiegermutter“ eine ganz wesentliche Bedeutung zu: Sie als die „Älteste“ war die erstverantwortliche Gastgeberin!
Sie war sozusagen das „Gesicht“ (neudeutsch: Testimonial) des Hauses. In ihr wurde die Gastfreundschaft menschlich-konkret, sie war die „lebendige Visitenkarte“ des „Hauses“ (der Hausgemeinschaft - der Familie im weiten, umfassenden Sinn).
Was bedeutet es, so verstanden, wenn diese Frau krank ist?
Sie wird an der Ausübung ihrer so menschlich und sozial wichtigen Aufgabe gehindert!
Was bedeutet es also in diesem Kontext, wenn Jesus „die Schwiegermutter des Simon“ heilt?
Nicht mehr und nicht weniger, als dass sie – die „lebendige Visitenkarte“ des „Hauses“ – wieder vollinhaltlich ihre Berufung leben kann!
Jesus gibt ihr ihre Bedeutung, ihr Ansehen, ihre Würde zurück.
- Krankheit hindert mich daran, der bzw. die zu sein, die ich sein kann / darf / soll.
- Heilung gibt mir Befähigung / Ermächtigung / Würde zurück.
Nicht mehr und nicht weniger.
Eigentlich atemberaubend, diese kurze Sequenz der Frohen Botschaft!
Die Frohe Botschaft hat ganz viel mit Würde zu tun!!!
© nikfai