3. Sonntag im Jahreskreis
Schluss mit gläubig
Schriftstellen
erster Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korínth 7, 29–31
Ich sage euch, Brüder: Die Zeit ist kurz. Daher soll, wer eine Frau hat, sich in Zukunft so verhalten, als habe er keine, wer weint, als weine er nicht, wer sich freut, als freue er sich nicht, wer kauft, als würde er nicht Eigentümer, wer sich die Welt zunutze macht, als nutze er sie nicht; denn die Gestalt dieser Welt vergeht.
Markusevangelium 1, 15
Jesus sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe.
Impuls
Wie soll ich mich verhalten, wenn mir nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung steht?
Oder anders gefragt: Wie kann ich die Zeit nützen, die mir gegeben ist?
Wobei ich nicht weiß, wie viel dieser Zeit mir in meinem Leben (noch) gegeben ist?
Die Schriftlesungen dieses Sonntags erinnern uns daran, dass wir nicht unendliche Zeit zur Verfügung haben. Das einzige Sichere in unserem irdischen Leben ist ja bekanntlich, dass es zu Ende gehen wird.
Diese Erkenntnis kann mich zermürben.
Oder aber sie kann mir Ansporn sein, mit meiner Lebenszeit vernünftig und bewusst umzugehen. „Wenn ich an das Ende meines Lebens denke, was will ich dann gelebt haben?“
Ignatius von Loyola, der Gründer der Jesuiten, ein wichtiger geistlicher Lehrer, empfiehlt die „Übung der Indifferenz“: Gleichmütigkeit.
Nicht zu verwechseln mit Gleichgültigkeit: Wenn alles gleich gültig ist, dann kann mir alles gleichgültig sein. Aber will ich das wirklich?
Ignatius meint, dass wir Entscheidungen nicht aus einer Emotion heraus treffen sollten, sondern mithilfe von Argumenten und zugleich mithilfe eines gesunden in mich Hineinspürens. (Also einer guten Mischung aus Kopf und Bauchgefühl.)
Kann ich Gleichmütigkeit üben? Vertrauen auf Gott?
Einüben der Vorbereitung auf mein Lebensende?
Die geistlich-spirituelle Tradition der Kirche bejaht diese Frage eindeutig!
Ein beispielhaftes geistliches Wort aus dem 16. Jahrhundert:
"Nichts dich beirre, nichts dich verwirre;
alles vergeht, Gott zieht nicht um. Geduld erreicht alles;
wer Gott in sich hat, dem fehlt nichts: Nur Gott genügt."
„Guía espiritual – Geistliches Weggeleit“ von Miguel de Molinos aus dem Jahre 1675, durch Teresa von Ávila überliefert - https://www.karmelocd.de/geschichte-und-spiritualitaet/gott-nur-genuegt.html
Ein weiteres beispielhaftes geistliches Wort aus dem 20. Jahrhundert:
"Gott, gib mir die Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
Mut, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und Weisheit, um den Unterschied zwischen beidem zu erkennen.
Einen Tag nach dem anderen zu leben,
einen Moment nach dem anderen zu genießen,
Beschwernis als einen Weg zum Frieden zu akzeptieren,
diese sündige Welt, wie Jesus es tat, so anzunehmen, wie sie ist,
nicht so, wie ich sie gern hätte,
darauf zu vertrauen, dass Du alles richtig machen wirst,
wenn ich mich Deinem Willen hingebe,
auf dass ich recht glücklich sein möge in diesem Leben
und überglücklich mit Dir auf ewig im nächsten.
Amen."
Freie Übersetzung ins Deutsche des vom US-amerikanischen Theologen Reinhold Niebuhr verfassten und von anderen Personen verlängerten „Gelassenheitsgebet“
Jesus selbst hat uns die vertrauensvolle Bitte und Hingabe an den himmlichen Vater vorgelebt:
„Unser Vater im Himmel, dein Wille geschehe.“
Ein hoher Anspruch.
Doch zugleich auf der Grundlage der Zusage des Glaubens, dass dieser Vater im Himmel unser „Papa“ ist, der weiß, wessen wir bedürfen.
Vertraue – denn ER meint es gut.
Das Reich Gottes ist nahe.
© nikfai